Am 28. Februar ist der „Ohne-Facebook-Tag“, ein Tag, an dem die Nutzung von Facebook bewusst pausiert werden soll. Ziel dieses Tages ist es, 24 Stunden lang auf das Einloggen, Posten oder Liken auf dieser Plattform zu verzichten.
Anlässlich dieses Tages gehen wir einer spannenden Frage nach: Welche Rolle spielt Facebook in der Gesellschaft und wie hat sich das soziale Netzwerk im digitalen Marketing über die Jahre entwickelt?
Wir haben unsere Expertin und Digitalstrategin Anna Lindorf zum Thema befragt – sie fühlt sich nämlich in der digitalen Welt zu Hause. Zukunftsorientiert und mit viel Leidenschaft entwickelt sie ganzheitliche Strategien und verfolgt die Entwicklungen rund um digitale Kommunikation.
Hallo Anna!
Zum Einstieg: Wusstest du, dass es einen „Ohne-Facebook-Tag“ gibt? 😊
Nein, wusste ich nicht. Es ist mir neu. Ich muss gleich schauen, wer den veranlasst hat (lacht).
Wie hat sich deiner Meinung nach die Rolle von Facebook in der Gesellschaft und im Bereich des digitalen Marketings über die Jahre verändert?
Das ist eine sehr tiefgründige Frage. Soziale Netzwerke sind niemals eine Einbahnstraße. Sie verändern die Gesellschaft und werden gleichzeitig von ihr verändert. Facebook – und ich möchte das fast als das erste Massennetzwerk bezeichnen – hat den Weg für diese Art der Kommunikation geebnet und die Menschen mitgenommen.
Gerade diese Plattform ist in den letzten Jahrzehnten als Netzwerk enorm gewachsen und hat sich selbstverständlich auch entwickelt. Erinnern wir uns an die Anfänge: Foodpics wurden geteilt, der Beziehungsstatus auf „es ist kompliziert“ gestellt, Duck-Face-Selfies in rauen Mengen gepostet. Heute wird anders kommuniziert und agiert. Die digitale Kultur hat sich weiterentwickelt.
Und die Nutzung variiert weltweit, nicht überall wird Facebook so verwendet, wie wir es in Deutschland kennen. In den USA werden beispielsweise große Teile des Privat- und Berufslebens mittels Facebook und den Facebook-Apps organisiert. Ich kann Termine mit Freund:innen koordinieren, mein Mittagsessen bestellen, eine neue Sonnenbrille kaufen oder meinen Urlaub buchen. Es ist beeindruckend, welchen Stellenwert dieses Netzwerk im täglichen Leben so vieler Menschen einnimmt und natürlich macht das etwas mit der Gesellschaft. Also lange Rede, kurzer Sinn: Ja, die Rolle von Facebook hat sich verändert und tut es noch.
Wie hat sich der Markt der sozialen Netzwerke entwickelt und spielt Facebook die zentrale Rolle?
Es war sicherlich eines der ersten Netzwerke, welches in der breiten Masse Anklang fand. Doch vor Facebook gab es bereits andere Plattformen wie Myspace oder – wenn wir an den deutschen Markt denken – StudiVZ und SchülerVZ. Facebook war ein wichtiger Wegbereiter für die Beliebtheit sozialer Netzwerke, doch heute teilt es sich die zentrale Rolle mit anderen Social-Media-Plattformen.
Der soziale Netzwerkmarkt hat sich inzwischen zu einem Potpourri entwickelt, in dem verschiedene Netzwerke ihre spezifischen Funktionen haben und interessante Synergien bilden, die die digitale Welt prägen. Ist ja auch logisch. Nicht jede Botschaft ist für jedes Netzwerk geeignet.
Was sind die wichtigsten Fragen, mit denen sich Unternehmen befassen sollten, wenn sie auf Social Media aktiv sein wollen?
Eine sehr schöne Frage. Im Vordergrund sollten folgende Überlegungen stehen: Welches Ziel habe ich? Was ist denn eigentlich das, was ich als Botschaft senden möchte? Möchte ich ein Produkt verkaufen oder möchte ich Informationen teilen? Und wen möchte ich ansprechen?
Das sind wichtige Aspekte, die man bedenken sollte, um zu entscheiden, welche Botschaft man in welchem Kanal senden möchte. Ein häufiger Fehler von Kund:innen ist, dass sie Netzwerke auswählen, weil sie gerade populär sind, anstatt zu überlegen, welches Netzwerk am besten zu ihren Zielen und ihrem Workflow passt.
Häufig unbeachtet bleibt die Frage: Welche Ressourcen können bereitgestellt werden? Der Fokus sollte nicht auf der Nutzung möglichst vieler Netzwerke liegen, sondern darauf, diese gezielt und strategisch einzusetzen, um die Unternehmensziele effizient zu verfolgen.
Was macht eine gute Digitalstrategie aus?
Dass sie funktioniert! 😊
Es ist ganz individuell. Eine effektive Digitalstrategie zeichnet sich für mich dadurch aus, dass sie maßgeschneidert auf die Ziele und Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt ist.
Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen beim Einsatz von Facebook im digitalen Marketing?
Es kommt ein bisschen auf die Kund:innen an. Häufig sind es die datenschutzrechtlichen Fragen, die viele Kund:innen bewegen und die eine Hürde darstellen.
Es gibt unter Umständen rechtliche Dinge zu berücksichtigen. Auch die Schnelligkeit, die Kultur des jeweiligen Netzwerks und die direkte Interaktion können eine Herausforderung sein. Das kommt also ganz darauf an. Aber bei jeder dieser Herausforderungen stehen wir beratend zur Seite.
Welche Rolle könnten zukünftig Technologien wie Künstliche Intelligenz im Facebook-Marketing spielen, oder: Welche Rolle spielen sie jetzt schon?
Die Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz bietet, sind enorm. Ich bin überzeugt, dass der Einsatz von KI einen großen Einfluss auf die künftige Nutzung von sozialen Netzwerken haben wird. Schon heute wird sie angewandt, um das Nutzer:innenerlebnis zu verbessern und Algorithmen zu schärfen.
Natürlich – wie bei den meisten großartigen Technologien – gibt es auch Risiken, wie etwa die einfache Erstellung von gefälschten Profilen und Personen. Trotzdem sollte man sich den Neuerungen nicht verschließen, sondern sein Wissen erweitern und neugierig bleiben.
Als Digitalstrategin: Wie passt du dich an die dynamischen Entwicklungen in der Digitalbranche an?
Ich verbringe viel Zeit in der digitalen Welt. Und ich versuche mein „Offline-Leben“ mit meinem digitalen Leben zu verknüpfen.
Selbstverständlich spüre ich regelmäßig Trends und Neuerungen hinterher. Ich empfinde sehr viel Leidenschaft für meinen Beruf und meinen Fachbereich, dementsprechend fällt es mir verhältnismäßig leicht, auf Neuerungen zu reagieren. Manchmal kann ich sie sogar vorausahnen. 😉
Was hältst du von dem Mythos „Es gibt keinen Grund, der für Social Media spricht“ – aus der Sicht einer Marke und aus der Sicht einer Privatperson?
Anders gefragt: Was spricht dagegen?
Es ist zwar richtig, dass digitale Kommunikation nicht für jede kommunikative Schwierigkeit die Lösung bietet, doch mit einer gut ausgearbeiteten Kommunikationsstrategie, mit digitalen Anteilen, lassen sich viele dieser Herausforderungen bewältigen.
Für fast jeden Kommunikationsanlass gibt es mittlerweile ein passendes Netzwerk. Das bedeutet, dass wir nicht versuchen sollten, eine einheitliche Strategie auf ein bestimmtes Netzwerk zu pressen, sondern vielmehr schauen sollten, welches Netzwerk am besten geeignet ist, um eine bestimmte Botschaft zu vermitteln.
Was die private Nutzung betrifft, so haben alle die Freiheit, sich so auszudrücken und zu kommunizieren, wie er oder sie es für richtig hält. Es ist vollkommen respektabel, wenn jemand sagt, dass er oder sie sich mit den gängigen sozialen Medien nicht identifizieren kann oder einfach nicht darin präsent sein möchte.
Angesichts der dynamischen Entwicklung der digitalen Kommunikation, wie siehst du die Zukunft von Facebook als Marketinginstrument?
Facebook wurde schon unzählige Male totgesagt.
Trotzdem gehört es immer noch zu den weltweit reichweitenstärksten Netzwerken und ist in der Lage, sich anzupassen. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass der einmal erreichte Status Quo ewig bestehen bleibt. Es wird sich – wie auch im vergangenen Jahrzehnt – stetig weiterentwickeln und seinen Platz in der Netzwerklandschaft einnehmen.
Was sind deine Vorhersagen für die Zukunft? Lohnt es sich, Facebook zu nutzen, oder kann man als Unternehmen/Marke auch ohne auskommen?
Ich liebe solche Blicke in die Glaskugel (lacht).
Die Relevanz von Facebook hängt stark vom jeweiligen Unternehmen und dem Anlass der Kommunikation ab. Kann man ohne Facebook auskommen? Klar! Kann Facebook in bestimmten Fällen die Lösung sein? Ja, definitiv.
Vielen Dank, Anna, für den tiefgreifenden Einblick und einige Impulse aus dem digitalen Kosmos!
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